Fachtag Begegnung mit Einsamkeit in der Region Niederrhein

150 Interessierte – motiviert, sich mit dem Thema Einsamkeit auseinanderzusetzen

Am 04. Juli begrüßte das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Niederrhein 150 Beratende, Anbieter:innen von Angeboten zur Unterstützung im Alltag, Ehrenamtliche und Interessierte zum Fachtag Begegnung mit Einsamkeit im St. Barbara-Haus in Dinslaken. Ihnen wurden Zugangswege, praktisches Wissen und interessante Beispiele zum Thema Einsamkeit als Anregungen für Ihre Tätigkeit mitgegeben. Das Regionalbüro hat mit dem Fachtag dazu beigetragen, Einsamkeit in Ansätzen sichtbar zu machen und zu enttabuisieren.

Benedikt van Meerbeck, Fachbereichsleiter Pflege und Beratung des Caritasverbandes für die Dekanate Dinslaken und Wesel, eröffnete die Veranstaltung gemeinsam mit zwei Kolleginnen des Regionalbüros Niederrhein und hieß die Gäste in dem geschichtsträchtigen Gebäude, dem neuen Seminar- und Tagungshotel St. Barbara-Haus, willkommen.

Einen eindrücklichen Auftakt gab Prof. Dr. Susanne Bücker, Professorin für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie an der Universität Witten/Herdecke, mit ihrem Impulsvortrag Einsamkeit erkennen, verstehen und ihr begegnen. Die langjährige Einsamkeitsforscherin betont: „Einsamkeit ist ein tiefgreifendes Phänomen, das Menschen aller Altersgruppen betrifft und weitreichende Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit haben kann“. Sie vermittelte fundiert ein besseres Verständnis der Vielfältigkeit dieses Gefühls, seiner Ursachen – speziell im Alter – und der Entwicklung von Einsamkeit über den Lebensverlauf.  Es herrschte aufmerksame Stille, als sie Einsamkeit im Kontext von Pflegebedürftigkeit und speziell die Verbindung zwischen Einsamkeit und Demenz beleuchtete. Zudem betrachtete Sie die Situation von pflegenden Angehörigen und professionell Pflegenden: Eine Gruppe, die besonders gefährdet ist, von Einsamkeit betroffen zu sein. Zum Abschluss des Vortrags wurden evidenzbasierte Empfehlungen vorgestellt, die jedem Einzelnen Wege aufzeigen, wie mit Einsamkeit bei sich selbst und bei anderen umgegangen werden kann. Diese Empfehlungen zielen darauf ab, nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihr Umfeld zu stärken und zu unterstützen. Einen guten Überblick über allgemeine Erkenntnisse, Risikofaktoren und Resilienzquellen bietet das Factsheet Einsamkeit in Deutschland des Kompetenznetz Einsamkeit.

 Eine gute Kommunikation kann ein zentraler Schlüssel sein, um Einsamkeitsgefühle zu verringern.  Daher lag ein Fokus des Fachtages auf diesem Thema. Mit dem eigenen Zitat „Zuhören ist für beide Seiten ein Gewinn“ wurde der Vortrag der Kommunikationsberaterin Christine von Fragstein anmoderiert. Die Initiatorin vom Projekt ZUHÖREN. DRAUSSEN. vermittelte in ihrem Vortrag die Grundlagen für gutes Zuhören und stellt ihr erfolgreiches Projekt ZUHÖREN.DRAUSSEN aus Düsseldorf vor. Es war sehr beeindruckend, wie ZUHÖREN.DRAUSSEN gegen Einsamkeit und gesellschaftliche Spaltung vorgeht. Erste Teilnehmende meldeten sich zu Wort, die den Ansatz auch in Dinslaken umsetzten möchten und riefen zum Mitmachen auf.

Neben Zuhören ist auch das gezielte Stellen von Fragen ein wichtiges Instrument im Umgang mit Einsamkeit. Dies veranschaulichte Evelin Pedarnig, Dipl. Pädagogin und Dozentin an der GFO Schule für Gesundheitsberufe dem Bildungszentrum Dinslaken. „Offene Fragen geben die Chance, mehr zu erfahren.“, erklärte die Referentin. Die Geräuschkulisse glich einem Bienenstock, als eine interaktive Kommunikationsübung getreu des Mottos „Mut zur Frage!“ durchgeführt wurde. Die Teilnehmenden waren dankbar für Frau Pedarnigs praktische Tipps, wie man immer wiederkehrende Gesprächsschleifen unterbrechen und nutzen kann.

Der letzte Beitrag des Fachtages drehte sich um eine ganz besondere Lebensphase – den (Un-)Ruhestand. Die Gerontologinnen Sarah Berkensträter und Isabell Bergmann vom Innovationsteam selbstgestALTER aus Vechta hielten einen inspirierenden Vortrag. Sie zeigten beispielhaft auf, wie Einsamkeit präventiv entgegengewirkt werden kann, indem man die Potenziale des Ruhestandes nutzt. Die Rednerinnen erläuterten, wie bedeutsam der Ruhestand ist, welche Gefahren und Potenziale die Lebensphase mit sich bringt und wie die Zielgruppe erreicht werden kann.  Eine umfangreiche Vorstellung der verschiedensten Initiativen der selbstgestALTER motivierte die Teilnehmenden zur Übertragung der Ideen am Niederrhein. Ein Resümee des Vortrages: „Es ist nie zu spät für Neues!“
Weitere Impulse gab es in einer Galerie mit Steckbriefen. Diese regten die Besucher:innen an, spannende Projekte aus der Region kennenzulernen und miteinander in den Austausch zu kommen.

Um 16 Uhr neigte sich ein aufregender, informativer und inspirierender Tag dem Ende zu. Die Teilnehmenden haben viele Eindrücke gewonnen und sind mit neuem Wissen, Zugangswegen und Beispielen sowie Ideensammlungen im Gepäck nach Hause gegangen.
Die Mitarbeiterinnen vom Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Niederrhein, fassten in Ihrer abschließenden Moderation den Tag zusammen: „Wir haben heute mit dem Fachtag einen weiteren Schritt gemacht, um Tabus zum Thema Einsamkeit in unserer Gesellschaft abzubauen. Seien Sie Multiplikator:in zum Thema und lassen Sie uns gemeinsam an einem Strang ziehen, um Einsamkeit zu begegnen. Als Regionalbüro Niederrhein stehen wir Ihnen gerne unterstützend, vernetzend und mit unserem  Material und Wissen zur Seite – aber Sie haben den direkten Kontakt zu den Menschen, sind an der Basis, bekommen Bedürfnisse, Gefühle und Empfindungen unmittelbar mit.  Seien Sie Motivierende und Unterstützende für ihr Gegenüber!“

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