Kartonwand: Lesung und Podiumsdiskussion mit Fatih Çevikkollu und Gästen im Wilhelm-Hansmann-Haus

Am Donnerstag, den 25.09.2025, veranstaltete der Fachdienst für Senioren des Sozialamts der Stadt Dortmund in Kooperation mit dem Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Dortmund sowie dem VMDO e.V. und dem Wilhelm-Hansmann-Haus eine Lesung mit anschließender Podiumsdiskussion zu Fatih Çevikkollus Buch „Kartonwand: das Trauma der Arbeitsmigrant/innen am Beispiel meiner Familie“.
Mit diesem Angebot machten die die Veranstalter*innen auf mögliche Vulnerabilitäten von Menschen mit internationaler Geschichte aufmerksam und stellten kultursensible psycho-soziale Interventionen vor.

In seinem autobiografischen Buch erzählt Fatih Çevikkollu die Geschichte seiner Eltern in den 60er Jahren in Deutschland und berichtet über sein Aufwachsen und das Leben in Köln Nippes. Eindrücklich beschreibt die Herausforderungen, mit denen seine Familie sich konfrontiert sah, und die psychische Erkrankung seiner Mutter, die die letzten Jahre ihres Lebens vereinsamt in der Türkei verbrachte.

Über 100 Menschen folgten der Einladung der Veranstalter*innen. Nach der Vorstellung des Buches im ersten Teil der Veranstaltung diskutierte die Moderatorin Dr. Vera Gerling (Fachdienst für Senioren) im zweiten Teil mit Fatih Çevikkollu, Dr. Uwe Johansson (Chefarzt Gerontopsychiatrie LWL-Klinik Dortmund) und Dr. Gürsel Çapanoglu (VMDO e.V./ Projekt KulSa) über die Problemlagen der sogenannten „Gastarbeiter*innen“ im Alter.
Festzuhalten ist, dass Migration per se kein Verursacher von psychischen Erkrankungen ist, dadurch bedingte Gefühle der Entwurzelung, Statusverluste, Identitätskonflikte, Isolation und Einsamkeit diese jedoch -bei gegebener Vulnerabilität- begünstigen können.

Auf die Frage, was getan werden kann, um dem entgegenzuwirken, waren sich die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion einig: niedrigschwellige und kultursensible  Angebote auf- und ausbauen, die die Lebensrealitäten von Menschen mit internationaler Geschichte berücksichtigen, sowohl im Bereich der psychiatrischen und psychotherapeutischen Angebote als auch im Bereich der (offenen) Senior*innenarbeit.
Auch mehrsprachige Angebote und der Einsatz von Dolmetscher*innen seien ein wichtiger Baustein, um Senior*innen mit internationaler Biographie mehr Teilhabe zu ermöglichen.

Dr. Gürsel Çapanoglu wies in dem Zusammenhang auf die mehrsprachigen Freizeitangebote und Gesprächskreise des Projekts KulSa (kultursensible Seniorenarbeit) hin.
Dr. Uwe Johansson verwies u.a. auf die Migrationsambulanz der LWL-Klinik Dortmund.
In Dortmund können sich Behörden sowie gemeinnützige Einrichtungen und Vereine auch an das kommunale Integrationszentrum (MIA-DO-KI) wenden, wenn es Verständigungsschwierigkeiten gibt: dort werden ehrenamtliche Sprachmittler*innen vermittelt.

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