„Helfen ist machbar, Herr Nachbar!“
Am 26. Mai ist der Tag der Nachbarn – ein Tag, der uns daran erinnert, wie wichtig gute Beziehungen in der Nachbarschaft und im Bekanntenkreis für unser Wohlbefinden und Zusammenleben sind, wie wichtig es ist, aufeinander zu achten und füreinander da zu sein.
Eine gute Nachbarschaft ist mehr als nur ein freundliches „Hallo“ auf der Straße. Sie ist ein Ort der Gemeinschaft, an dem Menschen unterschiedlicher Herkunft, Altersgruppen und sozialer Schichten zusammenleben und füreinander da sind. Sie ist ein Ort des Austauschs, der Solidarität und des gegenseitigen Respekts. In einer guten Nachbarschaft gibt es Raum für Hilfsbereitschaft und Unterstützung. Egal ob es um den Einkauf, Gartenarbeit oder eine helfende Hand im Alltag geht – Nachbarn können füreinander da sein und sich gegenseitig unterstützen. Aber eine gute Nachbarschaft ist auch ein Ort der Freundschaft und des Miteinanders. Gemeinsame Aktivitäten wie Grillfeste, Spieleabende oder Ausflüge stärken den Zusammenhalt und fördern den Austausch untereinander.
Doch eine gute Nachbarschaft ist nicht selbstverständlich. Sie erfordert Offenheit, Kommunikation und Engagement. Jeder Einzelne kann dazu beitragen, eine lebendige und solidarische Nachbarschaft zu gestalten. Nachbarn können eine wichtige Rolle dabei spielen, Einsamkeit zu bekämpfen. Insbesondere für ältere und pflegebedürftige Menschen kann eine gute Nachbarschaft von großer Bedeutung sein, da sie oft von einem sozialen Netzwerk abgeschnitten sind und sich allein fühlen. Eine Möglichkeit für Nachbar:innen, gegen Einsamkeit vorzugehen, ist regelmäßiger Kontakt und Austausch. Das kann durch einen kurzen Plausch auf der Straße, gemeinsame Aktivitäten oder auch regelmäßige Besuche erfolgen. Dabei ist es wichtig, auf die Bedürfnisse und Interessen des Nachbarn einzugehen und auch gemeinsame Themen zu finden.
Wird ein Mensch hilfe- und pflegebedürftig, so kann ein:e Nachbar:in eine große Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben und Herausforderungen sein. Ältere Menschen oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen können beispielsweise Unterstützung beim Einkauf oder bei Gartenarbeiten gebrauchen. Auch das gemeinsame Kochen und Essen oder das Begleiten zu Arztbesuchen kann helfen, das Gefühl der Einsamkeit zu verringern. Darüber hinaus können Nachbar:innen auch aktiv sein und gemeinsame Aktivitäten organisieren, um soziale Kontakte zu fördern. Das kann beispielsweise ein regelmäßiger Stammtisch, ein Spieleabend oder ein gemeinsamer Ausflug sein. Auch die Einbindung in lokale Vereine oder Organisationen kann helfen, Kontakte zu knüpfen und Einsamkeit zu bekämpfen.
Es gibt viele Möglichkeiten, wie Nachbar:innen gegen Einsamkeit vorgehen können. Durch regelmäßigen Kontakt, Unterstützung im Alltag und gemeinsame Aktivitäten kann eine gute Nachbarschaft dazu beitragen, dass sich Menschen in ihrem Umfeld sicher und geborgen fühlen und soziale Kontakte pflegen können.
Diese Erfahrung hat auch Herr Müller gemacht: Nachdem seine Frau vor einem Jahr gestorben war, wurde es für ihn immer mühsamer, seinen Alltag zu bewältigen. Auch soziale Kontakte wurden weniger. Eine Nachbarin bekam beim Wäscheaufhängen im Keller mit, dass Herr Müller Schwierigkeiten hatte, seine täglichen Aufgaben zu erledigen. Sie bot ihm an, gelegentlich bei der Wäsche oder beim Einkaufen helfen, ihn zum Arzt zu begleiten, wenn es zeitlich passt, gelegentlich für ihn mit zu kochen. Manchmal bringt sie ihm ein Stück Kuchen vorbei und sie trinken eine Tasse Kaffee miteinander.
Herr Müller ist sehr dankbar für die Hilfe von Frau Schmitt und merkt schnell, dass er dadurch entlastet wird und seine Lebensqualität verbessert wird. Er ist jedoch auch besorgt darüber, dass er Frau Schmitt zur Last fällt und ihr etwas schuldet. Frau Schmitt beruhigt ihn jedoch und sagt ihm, dass es ihr eine Freude ist, ihm zu helfen und dass sie nichts im Gegenzug erwartet.
Einige Monate später erfährt Herr Müller von dem 125 € Entlastungsbetrag, den er als Pflegebedürftiger schon mit seinem Pflegegrad 1 beanspruchen kann. Er beschließt, diesen Betrag zu nutzen, um Frau Schmitt für ihre Hilfe zu entlohnen. Er gibt ihn ihr als Dankeschön für ihre Unterstützung. Dadurch fühlt sich Herr Müller nicht nur entlastet, sondern auch weniger schuldig und kann die Hilfe von Frau Schmitt noch besser annehmen.
Die Nachbarschaftshilfe zwischen Herrn Müller und Frau Schmitt hat sich zu einer erfolgreichen und gegenseitig unterstützenden Beziehung entwickelt. Beide haben davon profitiert und ihre Beziehung wurde gestärkt.
Um die Bedeutung einer guten Nachbarschaft wissen auch das Land NRW und die Pflegekassen
Hat ein Mensch einen Pflegegrad, so stellt die Pflegeversicherung einen Entlastungsbetrag in Höhe von 125 Euro pro Monat zur Verfügung, den er dafür nutzen kann, einem Nachbarn, Freund oder Bekannten eine Aufwandsentschädigung für seine Unterstützung zukommen zu lassen. Die Nachbarschaftshilfe nach Paragraph 45b SGB XI ermöglicht es pflegebedürftigen Menschen, Unterstützung und Hilfe im Alltag von Nachbarinnen und Nachbarn zu erhalten. Dies kann eine wertvolle Ergänzung oder Alternative zur professionellen Pflege sein und kann dabei helfen, möglichst lange selbstständig und in gewohnten Umgebung zu leben.
Die Vorteile der Nachbarschaftshilfe für pflegebedürftige Menschen bedeuten…
- …mehr Selbstbestimmung: Die Nachbarschaftshilfe gibt pflegebedürftigen Menschen mehr Selbstbestimmung und Autonomie, da sie die Möglichkeit haben, ihre Hilfe und Unterstützung selbst zu organisieren und dabei selbst zu entscheiden, wer ihnen hilft und welche Aufgaben sie übernehmen.
- …soziale Kontakte: Durch die Nachbarschaftshilfe können pflegebedürftige Menschen neue soziale Kontakte knüpfen und sich besser in ihre Gemeinschaft integrieren. Dies kann zu einer Verbesserung ihres Wohlbefindens und ihrer Lebensqualität beitragen.
- …Förderung des Gemeinwohls: Durch die Nachbarschaftshilfe wird das Gemeinwohl gefördert, da die Gemeinschaft sich gegenseitig unterstützt und zusammenarbeitet.
- …Stärkung des Zusammenhalts: Die Nachbarschaftshilfe kann dazu beitragen, den Zusammenhalt innerhalb einer Gemeinschaft zu stärken und das Vertrauen untereinander zu fördern.
Der 26. Mai – der Tag de Nachbarn- ist ein guter Anlass, um unsere Nachbarn besser kennenzulernen, aufeinander zu achten und uns füreinander zu engagieren. Denn eine gute Nachbarschaft ist mehr als nur eine Ansammlung von Häusern – sie ist ein Ort des Zusammenhalts und des Miteinanders, an dem wir uns alle wohl und geborgen fühlen können. Gute Nachbarschaft ist ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Sie trägt zu einem harmonischen Miteinander bei und kann auch in schwierigen Situationen Unterstützung bieten.
Auf der Seite des Landes NRW www.nachbarschaftshilfe.nrw findet man hilfreiche Tipps und Informationen zur Nachbarschaftshilfe.
„Helfen macht Sinn, Frau Nachbarin!“