{"id":7123,"date":"2021-03-03T12:59:09","date_gmt":"2021-03-03T11:59:09","guid":{"rendered":"https:\/\/alter-pflege-demenz-nrw.de\/akteure\/?p=7123"},"modified":"2021-03-08T08:25:30","modified_gmt":"2021-03-08T07:25:30","slug":"einsamkeit-in-der-coronavirus-pandemie-wie-digitale-technik-moeglicherweise-linderung-verschaffen-kann","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/alter-pflege-demenz-nrw.de\/akteure\/2021\/03\/03\/einsamkeit-in-der-coronavirus-pandemie-wie-digitale-technik-moeglicherweise-linderung-verschaffen-kann\/","title":{"rendered":"Einsamkeit in der Coronavirus-Pandemie – wie digitale Technik m\u00f6glicherweise Linderung verschaffen kann"},"content":{"rendered":"
Oberstes Gebot der Stunde und Mittel gegen die Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 lautete in den vergangenen Monaten und nach wie vor Abstand halten sowie Kontakte meiden. Derzeit sp\u00fcren alle die Folgen der Coronavirus-Pandemie. Dabei treffen die pandemiebedingten Ma\u00dfnahmen die einen mehr, die anderen weniger. Die Kontaktbeschr\u00e4nkungen hingegen sorgen durch alle Bev\u00f6lkerungsgruppen hinweg f\u00fcr die wohl gr\u00f6\u00dfte Ver\u00e4nderung der eigenen Lebenswelt.<\/p>\n
Immer wiederkehrende \u201eLockdowns\u201c, der allgemeine Grundsatz des \u201eSocial Distancings\u201c sowie die Sorge, Tr\u00e4ger des Virus und damit ansteckend zu sein, treffen uns Menschen als soziale Wesen tief im Kern unserer grundlegenden Bed\u00fcrfnisse. Dabei wurden und werden insbesondere Menschen \u00fcber 60 Jahre, die zu der sogenannten Risikogruppe geh\u00f6ren, im Besonderen dazu angehalten, weitestgehend jeden Kontakt zu meiden \u2013 schlie\u00dflich gilt ein h\u00f6heres Lebensalter als Risikofaktor f\u00fcr eine Erkrankung und einen m\u00f6glicherweise besonders schweren Verlauf. Nicht vergessen werden darf in dieser Diskussion allerdings, dass es sich bei der \u00e4lteren Bev\u00f6lkerung nicht um eine homogene, sondern eine zutiefst heterogene Gruppe an Menschen handelt, sodass eine Pauschalisierung alleine aufgrund des Alters zu kurz greift, Altersdiskriminierungen wom\u00f6glich versch\u00e4rft und negative Altersbilder festigt.[1]<\/a> In diesem Zusammenhang schreiben Kessler et al. (2020), dass insbesondere f\u00fcr die \u00e4ltere Bev\u00f6lkerung (hier ab 75 Jahren), (die) (\u2026) restriktive(n) Ma\u00dfnahmen der sozialen Kontakt- und Ausgangsbeschr\u00e4nkungen (\u2026) nicht nur sch\u00fctzend (sind), sondern (\u2026) erhebliche Gefahr (bergen), sich sch\u00e4digend auszuwirken \u2013 k\u00f6rperlich, sozial, kognitiv, emotional und versorgungsbezogen\u201c (S. 1). Mit Beispielen versehen bedeutet dies f\u00fcr den Lebensalltag, dass etwa emotionale N\u00e4he und z\u00e4rtliche Kontakte nicht mehr stattfinden, kognitiv anregende Freizeitaktivit\u00e4ten wegfallen, k\u00f6rperliche Aktivit\u00e4ten oder ehrenamtliches Engagement nur noch eingeschr\u00e4nkt oder gar nicht mehr ausge\u00fcbt werden k\u00f6nnen (vgl. Keller et al. 2020). Auch der sonst h\u00e4ufig so selbstverst\u00e4ndliche Kontakt zu den eigenen Kindern oder Enkel- und Gro\u00dfenkelkindern f\u00e4llt oft schmerzlich weg. Oft verf\u00fcgen \u00e4ltere Menschen ohnehin schon \u00fcber einen vergleichsweise kleineren Aktionsradius, weshalb sie im Besonderen auf ihren unmittelbaren Sozialraum angewiesen sind. Das Deutsche Zentrum f\u00fcr Altersfragen (DZA) ging j\u00fcngst der Frage nach, wie sich die Einschr\u00e4nkungen zur Eind\u00e4mmung der Coronavirus-Pandemie auf das Einsamkeitsempfinden \u00e4lterer Menschen auswirken. Diesbez\u00fcglich zeigen die Auswertungen des Deutschen Alterssurveys, dass jede siebte Person zwischen 46 bis 90 Jahren sich im Sommer 2020 einsam f\u00fchlte \u2013 damit ist die Einsamkeitsrate etwa 1,5 mal h\u00f6her als in den Vorjahren (Huxhold & Tesch-R\u00f6mer 2021).<\/a> <\/p>\n Da das Gef\u00fchl einsam zu sein f\u00fcr viele Menschen eine zutiefst stressvolle Erfahrung ist, die mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden sein kann (B\u00f6ger & Huxhold 2018; Hawkley & Cacioppo 2010) \u2013 der Psychologe John Cacioppo bezeichnet Einsamkeit gar als \u201esozialen Schmerz\u201c \u2013 ist es unabdingbar, \u00fcber M\u00f6glichkeiten nachzudenken, die es erlauben, sich Menschen in seinem sozialen Umfeld nahe zu f\u00fchlen ohne ein zu gro\u00dfes Risiko eingehen zu m\u00fcssen – denn gerade jetzt ist es doch wichtiger denn je, sozial und emotional miteinander in Verbindung zu bleiben.<\/p>\n Die Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 sorgte daf\u00fcr, dass Veranstaltungen jeglicher Art nach und nach verschoben oder g\u00e4nzlich abgesagt wurden. Dass diese Reaktion nicht von Dauer sein kann, wurde sp\u00e4testens beginnenden Herbst letzten Jahres erkannt \u2013 als auf den Sommer die sogenannte \u201ezweite Welle\u201c folgte. Mehr und mehr wurde versucht, Veranstaltungen in die digitale Sph\u00e4re zu transferieren. In manchen Regionen etwa konnte oder kann man nach wie vor auf digitalem Weg an Kulturveranstaltungen, wie etwa Konzerten oder Museumsbesuchen teilnehmen \u2013 diesbez\u00fcglich informiert beispielsweise das NRW-KULTURsekretariat<\/a> \u00fcber digitale Veranstaltungen in Nordrhein-Westfalens St\u00e4dten. Auch bieten einige Kirchengemeinden Live-Gottesdienste oder Online-Andachten an \u2013 so kann der Glaube weiterhin ohne Ansteckungsgefahr gelebt werden. Hier empfiehlt es sich, lokal zu recherchieren und die ein oder andere sonst so gerne aufgesuchte Anlaufstelle zu kontaktieren und digitale Angebote zu erfragen. Zudem gibt es vielerorts etablierte lokale und meist ehrenamtliche Besuchs- und Begleitdienste f\u00fcr Senior*innen und Menschen mit Demenz. Auf Grund der Kontaktbeschr\u00e4nkungen k\u00f6nnen diese Besuche zurzeit h\u00e4ufig leider nicht stattfinden. Einige dieser Dienste bieten daher jetzt auch die M\u00f6glichkeit eines telefonischen Besuchs oder eines virtuellen Treffens \u00fcber Videochat an. Auch hier empfiehlt es sich, ruhig einmal bei einem solchen Dienst aus der Umgebung nachzufragen, welche Angebote zurzeit in Anspruch genommen werden k\u00f6nnen.\u00a0\u00a0<\/p>\n Eine weitere M\u00f6glichkeit, digital in den Austausch zu kommen, bietet der Seniorentreff <\/a>\u00a0– dies ist eine Internetplattform f\u00fcr deutschsprachige Senior*innen. Neben informativen Artikeln, gibt es Foren zu diversesten Themen sowie Veranstaltungen wie etwa Quizabende in (Schreib-) oder (Video-)Chats. Zu breit gef\u00e4cherten Themen wie etwa Gesundheit, Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und vieles mehr lassen sich hier Gleichgesinnte finden.<\/p>\n Auch f\u00fcr eine neue Liebe ist man nie zu alt! Im Internet gibt es daher spezielle Singleb\u00f6rsen auch f\u00fcr \u00e4ltere Menschen. Plattformen wie der 50plus-Treff<\/a> oder Zweisam<\/a> bieten Kontakte und Freundschaften f\u00fcr Menschen ab 50 Jahren an. H\u00e4ufig bieten diese Plattformen eine kostenlose Basismitgliedschaft und eine kostenpflichtige Mitgliedschaft mit weiteren Funktionen an. Bitte informieren Sie sich vor einer Anmeldung auf der entsprechenden Seite \u00fcber die dort g\u00fcltigen Konditionen. Auf den Plattformen gibt es auch Tipps und Informationen zu sicherem Online-Dating. \u00a0<\/p>\n Sich Einsamkeit einzugestehen und Hilfe zu suchen ist ein gro\u00dfer Schritt und erfordert Mut. Trotz aller digitaler M\u00f6glichkeiten ist es f\u00fcr manche Menschen, die sich einsam f\u00fchlen, angenehmer, zu etwas zu greifen, was sie bereits gut kennen: dem Telefon. Die Telefonseelsorge<\/a> ist als solche den meisten Menschen bekannt. Wer sich scheut, mit fremden Menschen zu telefonieren, kann die Angebote der Seelsorge auch per E-Mail oder Chat nutzen. Das Angebot ist kostenlos und erfolgt anonym. Auch das sogenannte Silbertelefon des Vereins Silbernetz e.V.<\/a> kann 14 Stunden am Tag angerufen werden. Die kostenfreie Rufnummer\u00a00800 470 8090\u00a0des Silbertelefons ist\u00a0f\u00fcr Anrufer*innen aus ganz Deutschland\u00a0vorerst\u00a0von 08:00 bis 22:00 Uhr zu erreichen. \u00dcber diese Rufnummer haben Menschen die M\u00f6glichkeit, einfach mal zu plaudern oder auch nach Rat oder Informationen zu fragen. Ehrenamtliche k\u00f6nnen beispielsweise als Silbernetz-Freund*innen auch feste Gespr\u00e4chspatenschaften f\u00fcr regelm\u00e4\u00dfige Telefonate \u00fcbernehmen.\u00a0<\/p>\n Anhand dieses kleinen Ausschnitts an digitalen M\u00f6glichkeiten, ganz gleich, ob sich Menschen f\u00fcr oder gegen diese Angebote entscheiden, wird deutlich, dass vielerlei Angebote auch abseits der Coronavirus-Pandemie existieren, die eigens f\u00fcr \u00e4ltere Menschen entwickelt wurden. Nun stellt sich allerdings die Frage danach, wie \u00e4ltere Menschen digitale M\u00f6glichkeiten \u00fcberhaupt nutzen und ob die Coronavirus-Pandemie m\u00f6glicherweise etwas am Nutzungsverhalten ver\u00e4ndert hat \u2013 daf\u00fcr lohnt sich ein Blick in die Empirie.<\/p>\n Zuerst einmal kann ganz grunds\u00e4tzlich festgestellt werden, dass die Digitalisierung unseres Alltags bereits in vollem Gange ist und auch vor dem Alter keinesfalls Halt macht. Deswegen war Digitalisierung im Alter auch schon vor der Coronavirus-Pandemie ein wichtiges Thema, dem die Mehrzahl der Senior*innen offen gegen\u00fcberstanden. Jede*r Zweite ab 65 Jahren ist \u201eonline\u201c \u2013 so Bitkom<\/a>, der Digitalverband Deutschlands. Viele \u00e4ltere Menschen nutzten digitale Medien bereits vor der Coronavirus-Pandemie, um mit Freund*innen und der Familie in Kontakt zu bleiben, sich zu informieren oder im Internet einzukaufen. Und auch immer mehr digitale Helfer wie Sprachassistenten, GPS-Tracker, Smart Home Systeme oder intelligente Sensoren haben Einzug in die Lebens- und Wohnrealit\u00e4ten \u00e4lterer Menschen erhalten. Vielen Seniorinnen und Senioren, aber auch ihren Angeh\u00f6rigen oder pflegenden bzw. betreuenden Personen, verschafft dies Hilfe, Unterst\u00fctzung und Entlastung im Alltag.<\/p>\n Die Coronavirus-Pandemie hat die Nutzung des Internets und die Akzeptanz der Digitalisierung von \u00e4lteren Menschen in Deutschland allerdings noch einmal positiv beeinflusst. Bitkom<\/a> hat im Januar 2020 – also unmittelbar vor der Pandemie – und dann noch einmal mitten in der Pandemie, im Juli 2020, \u00fcber eintausend Menschen \u00fcber 65 Jahren zu ihrer Nutzung digitaler Technologien befragt. W\u00e4hrend im Januar 66 % der Befragten digitalen Technologien eher positiv gegen\u00fcberstanden, waren es im Juli bereits 70%. So zeigt sich, dass die Coronavirus-Pandemie bei den Befragten ein digitales Mindset und die Bereitschaft, sich mit neuen technischen Ger\u00e4ten und digitalen Dienstleistungen zu befassen, gef\u00f6rdert hat.<\/p>\n Dank des Internets haben viele der Befragten mehr Kontakt zu ihrer Familie, konnten ihr Wissen erweitern und geistig fit bleiben – rund 62% der Seniorinnen und Senioren k\u00f6nnen sich ein Leben ohne Internet gar nicht mehr vorstellen. Im Vergleich dazu waren es im Januar 2020 hingegen erst 56%. Die gro\u00dfe Mehrheit der Senior*innen sieht Digitalisierung als Chance und nicht als Gefahr. \u00a0\u00a0\u00a0\u00a0 Es gibt jedoch auch Menschen, die das Internet nicht nutzen. Von dieser Personengruppe haben rund die H\u00e4lfte f\u00fcr sich pers\u00f6nlich (noch) keinen Nutzen im Internet erkannt oder aber es fehlt ihnen an technischen M\u00f6glichkeiten und den n\u00f6tigen Grundkenntnissen im Umgang mit dem Smartphone, Tablet oder Laptop. Viele der Senior*innen haben auch Sorge darum, dass ihre pers\u00f6nlichen Daten ausgesp\u00e4ht werden oder sie einem Betrug zum Opfer fallen. \u00dcber die H\u00e4lfte der Befragten w\u00fcnscht sich daher, dass die Politik das Internet insgesamt sicherer macht und dass es noch mehr Hilfeangebote f\u00fcr die \u00e4ltere Generation gibt.\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0<\/p>\n Durch die Coronavirus-Pandemie, so zeigt sich also, findet eine Art Digitalisierungsschub statt, welcher sich auch im Alltag vieler \u00e4lterer Menschen widerspiegelt. Durch die kontaktbeschr\u00e4nkenden Ma\u00dfnahmen wurden digitale M\u00f6glichkeiten, Kontakte aufrechtzuerhalten auch f\u00fcr viele \u00e4ltere Menschen relevant, um\u00a0potenziellen Einsamkeitsgef\u00fchlen zumindest zeitweilig entgegentreten zu k\u00f6nnen. Ob dies ganz grunds\u00e4tzlich, auch abseits einer Pandemie, von Erfolg sein kann, wurde unter anderem im k\u00fcrzlich erschienenen Achten Altersbericht<\/a> des Bundesministeriums f\u00fcr Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) erfragt. Unter anderem wurde sich in diesem der Frage angenommen, welche „Bedeutung digitale Kommunikationstechnologien f\u00fcr soziale Integration und Einsamkeitsgef\u00fchle \u00e4lterer Menschen haben“ k\u00f6nnen (BMFSFJ 2020<\/a>, S. 24).<\/p>\n Ergebnisse der Untersuchungen deuten insgesamt einen positiven Effekt digitaler Kommunikationstechnologien im Zusammenhang mit erlebter Einsamkeit an. Durch die Nutzung digitaler Kommunikationsmedien und des Internets haben \u00e4ltere Menschen weniger Einsamkeitsgef\u00fchle als vorher. Dies gilt in zunehmender Weise, wenn bereits vorhandene soziale Beziehungen mithilfe digitaler Technologien gepflegt werden.\u00a0In diesem Zusammenhang muss allerdings auch Erw\u00e4hnung finden, dass, so zeigte die Untersuchung, \u201edie virtuellen Online-Beziehungen nicht die realen Offline-Beziehungen verdr\u00e4ngen oder ersetzen (d\u00fcrfen) \u2013 sonst k\u00f6nnen Einsamkeitsgef\u00fchle sogar zunehmen“ (BMFSFJ, S. 25).<\/p>\n Die Digitalisierung, so zeigt sich, erm\u00f6glicht vielen \u00e4lteren Menschen \u2013 auch abseits einer Pandemie \u2013 nicht nur Teilhabe am sozialen Leben, sondern insgesamt auch einen in manchen Bereichen einfacheren Alltag oder schlichtweg die M\u00f6glichkeit, sich seinen Interessen zu widmen \u2013 auch wenn man nicht mehr so mobil ist. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass von den Chancen digitaler Kommunikationstechnologien nicht alle \u00e4lteren Menschen in gleichem Ma\u00dfe profitieren. So zeigt sich, dass Personen mit ausgepr\u00e4gteren sozio\u00f6konomischen M\u00f6glichkeiten h\u00e4ufiger Zugang zu und h\u00f6here Kompetenzen mit digitalen Kommunikationstechnologien haben und somit einen st\u00e4rkeren Nutzen haben als Menschen mit weniger ausgepr\u00e4gten sozio\u00f6konomischen M\u00f6glichkeiten (BMFSFJ, S. 24).<\/p>\n Vor diesem Hintergrund ist es unabdingbar, daf\u00fcr Sorge zu tragen, dass allen Menschen der Zugang zu digitalen Techniken und damit digitale Teilhabe erm\u00f6glicht wird. Damit sind alle Menschen gemeint, auch jene, die f\u00fcr sich keinen Mehrwert in der Digitalisierung sehen. Jede*r muss die M\u00f6glichkeit haben, sich ihrer zu bedienen. Dies setzt voraus, dass \u00e4ltere Menschen die Kompetenzen haben, um digitale Angebote zu nutzen \u2013 denn nur so werden die positiven Effekte der Digitalisierung f\u00fcr all jene die es sich w\u00fcnschen erfahrbar und nutzbar.<\/p>\n Um dies zu erreichen, gibt es mittlerweile bundesweit eine Vielzahl an Projekten, mit denen die Kompetenz \u00e4lterer Menschen im Umgang mit der Digitalisierung gest\u00e4rkt wird.\u00a0Das Bundesministeriums f\u00fcr Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) etwa f\u00f6rdert Projekte wie die\u00a0„Digitalen Engel<\/a>“ \u2013 ein mobiles Ratgeberteam, das \u00e4ltere Menschen \u00fcber die Chancen digitaler Hilfsmittel informiert. Ein weiteres bundesweites Projekt ist mit dem „Digital-Kompass<\/a>“ entstanden – derzeit entstehen rund 100\u00a0 Digital-Kompass Standorte in ganz Deutschland. Diese lokalen Anlaufstellen k\u00f6nnen Menschen aufsuchen, die sich Unterst\u00fctzung im Umgang mit digitalen Medien und Endger\u00e4ten w\u00fcnschen oder aber selbst nicht \u00fcber Internet verf\u00fcgen, digitale Angebote aber dennoch gerne ausprobieren m\u00f6chten. Zugleich sind sie eine Anlaufstellen f\u00fcr engagierte Menschen, die sich weiterbilden und ihr Wissen weitergeben m\u00f6chten. Sowohl die „Digitalen Engel<\/a>“ als auch der „Digital-Kompass<\/a>“ arbeiten in St\u00e4dten und auf dem Land mit lokalen Partnern wie etwa Mehrgenerationenh\u00e4usern, Quartiersprojekten oder Seniorenb\u00fcros zusammen. Auch auf Bundesebene und im Zusammenhang mit Digitalisierung zu erw\u00e4hnen ist die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V. (BAGSO)<\/a>. Auf ihrer ihrem Internetportal Wissensdurstig<\/a> etwa, informiert die BAGSO \u00fcber digitale\u00a0Lernangebote f\u00fcr \u00c4ltere.\u00a0<\/p>\n Wirft man einen Blick auf das Land Nordrhein-Westfalen, so stellt man ebenfalls fest, dass einiges unternommen wird um den B\u00fcrgerinnen und B\u00fcrgern NRWs digitale Teilhabe zu erm\u00f6glichen. Zu nennen sei hier das Forum Seniorenarbeit NRW<\/a>. Als zentrale Plattform zur gemeinwesenorientierten Seniorenarbeit und des b\u00fcrgerschaftlichen Engagements \u00e4lterer Menschen in und f\u00fcr NRW widmet sich das Forum ebenfalls der Digitalisierung und richtet sich prim\u00e4r an Menschen, die Angebote f\u00fcr \u00e4ltere Menschen entwickeln und umsetzen. Mithilfe dieser Projekt-Datenbank<\/a> etwa werden digitale Ideen und Erfahrungen aus der Praxis weitergegeben um digitale Angebote mit verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringem Aufwand in der Nachbarschaft anbieten zu k\u00f6nnen. Auf die Frage \u201eWie k\u00f6nnen wir \u00e4lteren Menschen den Einstieg in die digitale Welt erleichtern?\u201c entwickelte das Forum Seniorenarbeit NRW den sogenannten Methodenkoffer<\/a>. In diesem sind Beispiele zu finden, die einen ersten Zugang zu Technik erm\u00f6glichen oder aber in der Einstiegphase behilflich sind.<\/p>\n Aber auch auf lokaler Ebene passiert viel. Das Projekt \u201e\u00dc65 geht online\u201d<\/a> etwa, entstand aus einer Nachbarschaftshilfe aus Kirchen und SeniorenNetzwerken in K\u00f6ln. Das Projekt soll \u00e4lteren Menschen Teilhabe an der digitalen Welt erm\u00f6glichen und eine Art Generationen-Netzwerk entstehen lassen. Die Idee ist jene, dass engagierte Menschen eben jenen Senioren und Seniorinnen, die sich unsicher in der Nutzung digitaler Medien f\u00fchlen, bei ihren ersten digitalen Schritten begleiten, das Smartphone einrichten und grundlegende Fragen kl\u00e4ren. Das Projekt versucht ebenfalls, Menschen einzubinden, die nicht \u00fcber ein eigenes Endger\u00e4t verf\u00fcgen \u2013 so k\u00f6nnen sich \u00e4ltere Menschen, die kein Smartphone besitzen, f\u00fcr zwei Monate ein Ger\u00e4t ausleihen um auf diesem Weg herauszufinden ob ein Smartphone eine Bereicherung darstellt oder eher weniger mit dem eigenen Lebensstil vereinbar oder gar \u00fcberfl\u00fcssig ist. Danach kann das Smartphone zur\u00fcckgegeben oder zum Selbstkostenpreis erworben werden.<\/p>\n Ein weiteres Projekt zur Kompetenzbildung kommt aus Bocholt \u2013 das sogenannte „Mouse Mobil<\/a>„. \u00c4ltere Menschen werden hier an ihren privaten Endger\u00e4ten dabei begleitet, den Zugang zu erleichtern und Ber\u00fchrungs\u00e4ngste zu nehmen. Durch diese „fundierte Einweisung erhalten Seniorinnen und Senioren nicht nur Sicherheit im Umgang mit dem Computer, sondern auch das n\u00f6tige R\u00fcstzeug, um in weiterf\u00fchrenden Kursen bei der VHS oder anderen Einrichtungen ihr Wissen zu vertiefen oder zu vermehren“ (Leben im Alter e.V.<\/a>).<\/p>\n Auch Stiftungen und Unternehmen haben sich das Ziel gesetzt, digitale Teilhabe im Alter zu f\u00f6rdern. Zu nennen ist hier beispielsweise die Stiftung Digitale Chancen<\/a>, welche mit dem Projekt \u201eDigital mobil im Alter<\/a>\u201c und in Kooperation mit Telef\u00f3nica o2 das Ziel verfolgt, \u00e4lteren Menschen die M\u00f6glichkeiten der Digitalisierung n\u00e4her zu bringen sowie sie \u00fcber Herausforderungen beim Umgang mit dem Internet aufzukl\u00e4ren. Leihger\u00e4te und umfangreiches Lernmaterial kann etwa von Senioreneinrichtungen oder Quartiersb\u00fcros f\u00fcr die Dauer von zwei Monaten kostenfrei angefragt und vor Ort durch eine Unterst\u00fctzerperson an \u00e4ltere Menschen vermittelt werden.<\/p>\n \u00a0Dieser Artikel wurde geschrieben von Ines Hocke und Julia Sinz (Regionalb\u00fcro K\u00f6ln und das s\u00fcdliche Rheinland<\/a>) und Marcel Scharf (Regionalb\u00fcro <\/a><\/em>M\u00fcnster und das westl. M\u00fcnsterland<\/a>).\u00a0<\/em><\/strong><\/p>\n Literatur:\u00a0<\/strong><\/p>\n Deutscher Bundestag (2020) Achter Bericht zur Lage der \u00e4lteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland<\/a>: \u00c4ltere Menschen und Digitalisierung \u2013 Erkenntnisse und Empfehlungen des Achten Altersberichts. Deutscher Bundestag, Berlin. (Link zuletzt abgerufen: 16.02.2021)<\/p>\n Nakao, Christiane; Preissing, Sonja; Sen, Katrin; van Essen, Fabian (2020): Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Handlungsfelder der sozialen Arbeit in der Lebensspanne: Perspektiven aus Forschung und Lehre, IUBH Discussion Papers – Sozialwissenschaften, No. 6\/2020, IUBH Internationale Hochschule, Bad Honnef<\/p>\n Horn, Vincent & Schwappe, Cornelia (2020). Die Corona-Pandemie aus der Sicht alter und hochaltriger Menschen<\/a>. (Link zuletzt abgerufen: 15.01.2021)<\/p>\n Hawkley, L. C., & Cacioppo, J. T. (2010). Loneliness Matters: A Theoretical and Empirical Review of Consequences and Mechanisms. Annals of Behavioral Medicine, 40(2), 218\u2013227.\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0\u00a0<\/p>\n B\u00f6ger, A., & Huxhold, O. (2018). Do the Antecedents and Consequences of Loneliness Change From Middle Adulthood Into Old Age? Developmental Psychology, 54(1), 181\u2013197.<\/p>\n [1]<\/a> Wenn Sie Interesse an weiteren Informationen rund um dieses Thema haben, wird an dieser Stelle aus das Fact-Sheet<\/a> \u201eAltersdiskriminierung und Altersbilder in der Corona-Krise\u201c des Deutschen Zentrums f\u00fcr Altersfragen (DZA) hingewiesen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
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\nSo unterschiedlich die Lebenssituationen \u00e4lterer Menschen jedoch sind und so sehr die Heterogenit\u00e4t des Alters zu betonen ist, so Nakao et al. (2020), \u201escheint sich doch das Thema \u201eEinsamkeit\u201c \u2013 sei es ein selbstgew\u00e4hltes Alleinsein aus Angst vor einer Ansteckung oder eine zwangsweise oder zumindest erw\u00fcnschte Isolation in Verbindung mit einem Wegfallen gewohnter Rollen und T\u00e4tigkeiten \u2013 wie ein roter Faden durch das Erleben der Pandemie zu ziehen\u201c (Nakao et al. 2020). Laut einer bundesweiten, Ende September\/Anfang Oktober 2020 durchgef\u00fchrten Telefonumfrage<\/a> von Wissenschaftlern der Johannes Gutenberg Universit\u00e4t Mainz, an der 500 Menschen im Alter von \u00fcber 75 Jahren teilnahmen, fehlt mehr als der H\u00e4lfte der Befragten der Austausch mit anderen Menschen. Dies spiegelt sich auch in dem Ergebnis wider, dass 64,6% h\u00e4ufig (17,0%) oder hin und wieder (47,6%) wichtige Kontakte nicht pflegen konnten (Horn & Schweppe, 2020). <\/p>\nWie also kann es gerade in Zeiten der Coronavirus-Pandemie m\u00f6glich sein, sich sozial zu distanzieren, gleichzeitig aber nicht das Bed\u00fcrfnis nach sozialer Zugeh\u00f6rigkeit au\u00dfer Acht zu lassen?\u00a0\u00a0<\/strong><\/h2>\n
\nDoch auch abseits solcher ad hoc ins Digitale \u00fcberf\u00fchrter Veranstaltungen oder Besuchsdienste gibt es in Deutschland, insbesondere um dem Gef\u00fchl der Einsamkeit entgegenzuwirken und ganz gleich ob zu Zeiten von \u201eSocial Distancing\u201c und Kontaktbeschr\u00e4nkungen oder nicht, bereits seit l\u00e4ngerem Initiativen und Projekte, dessen Ziel es ist, Menschen unter Zuhilfenahme digitaler M\u00f6glichkeiten miteinander in Kontakt und ins Gespr\u00e4ch zu bringen. Viele dieser Projekte gibt es nicht erst seit der Coronavirus-Pandemie, denn das Internet war auch vorher schon eine gute M\u00f6glichkeit, aktiv der Einsamkeit (\u00e4lterer) Menschen entgegenzuwirken. Seit 2007 etwa gibt es den in Hamburg gegr\u00fcndeten Verein \u201eWege aus der Einsamkeit e.V.<\/a>\u201d. Dieser setzt sich f\u00fcr die Verbesserung der Lebensumst\u00e4nde \u00e4lterer Menschen ein und ermutigt Menschen ab 65 Jahren dazu, vom sogenannten `Nonliner\u00b4 zum `Onliner\u00b4 zu werden. Neben kostenlosen Gespr\u00e4chsrunden gibt es beispielsweise zahlreiche Erkl\u00e4rvideos unter dem Motto \u201eWir versilbern das Netz<\/a>\u201c auf YouTube \u2013 auf diesem Weg werden interessierte \u00e4ltere Menschen f\u00fcr den Umgang mit Smartphone, Tablet & Co. fit gemacht und digitale Teilhabe erm\u00f6glicht. Seit der Coronavirus-Pandemie gibt nun auch t\u00e4gliche digitale Treffen mit Hilfe der Software Zoom, um sich gegenseitig im Umgang mit technischen Ger\u00e4ten zu unterst\u00fctzen, aber auch um sich auszutauschen, gemeinsam zu lachen und einfach etwas weniger alleine zu sein.<\/p>\n<\/p>\n
Wie nutzen \u00e4ltere Menschen digitale M\u00f6glichkeiten \u00fcberhaupt und welchen Einfluss hatte Corona darauf? <\/strong><\/h2>\n
\nDie Nutzung des Internets hat sich durch die Pandemie ver\u00e4ndert \u2013 so viel steht fest. Vorher nutzten \u00e4ltere Menschen das Internet h\u00e4ufig um E-Mails zu schreiben, Nachrichten zu verfolgen, sich zu speziellen Themen zu informieren oder Bankgesch\u00e4fte zu erledigen. Zwar gab es auch in diesen Bereichen einen Nutzerzuwachs w\u00e4hrend der Pandemie, die Ergebnisse der Bitkom-Studie<\/a> zeigen jedoch deutlich, dass insbesondere Angebote zur Kommunikation an Beliebtheit gewonnen haben. Die Videotelefonie hat nun 9% mehr Nutzer*innen als noch im Januar 2020. Auch Filme und Serien schauen Senior*innen nun vermehrt online. Die Nutzung sozialer Netzwerke ist ebenfalls angestiegen, wobei Facebook dabei am beliebtesten ist und von den \u00fcber 65-j\u00e4hrigen mit Abstand am h\u00e4ufigsten genutzt wird. Neben der Kommunikation nutzen \u00e4ltere Menschen das Internet auch gerne, um Gesundheitsangebote in Anspruch zu nehmen. Etablierte Angebote wie die Online-Terminvereinbarung oder Vergleichs- und Bewertungsportale von \u00c4rzt*innen und medizinischen Einrichtungen wurden von vielen bereits regelm\u00e4\u00dfig genutzt. Doch auch von neuen Angeboten wie die elektronische Patientenakte oder telemedizinische \u00dcberwachung des eigenen Gesundheitszustands kann sich rund die H\u00e4lfte der befragten Menschen \u00fcber 65 Jahren vorstellen, sie zu nutzen.<\/p>\n
\nEmpirie – Digitalisierung gegen Einsamkeit (auch abseits der Coronavirus-Pandemie)?<\/strong><\/h2>\nProfitieren alle gleicherma\u00dfen? <\/strong><\/h2>\n
Was wird getan, um digitale Teilhabe zu erm\u00f6glichen? Und was kann ich dabei selber tun?<\/strong><\/h2>\n
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